"letzte Reserve" - FTD über "Schwarzbuch Öl"
Thomas Seifert
Kriege sind nicht immer nötig: In Gabun beispielsweise wurde 1984, umgerechnet auf die Einwohnerzahl, mehr Champagner getrunken als in jedem anderen Land der Welt. Damals war Gabun, genauso wie heute, eines der ärmsten Länder der Welt. Aber es ist ein armes Land mit Öl. Damals trug Gabun zu den Profiten des Ölkonzerns Elf, heute Total, rund 75 Prozent bei.
Solche Details schmücken das "Schwarzbuch Öl" des österreichischen Publizistenduos Thomas Seifert, Redakteur beim Magazin News, und Klaus Werner, Ko-Autor von Das neue Schwarzbuch Markenfirmen,. Weitere Details: In Nigeria, das in den vergangenen 25 Jahren mehr als 300 Mrd. $ aus dem Ölgeschäft einnahm, wächst die Armut. Zwei Drittel der Nigerianer leben unter der Armutsgrenze, das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei 1 $ pro Tag.
Drei ineinander greifende Gründe arbeiten Seifert und Werner für diese absurd wirkende Entwicklung heraus. Das Ölgeld fällt dem Staat in den Schoß, ohne erarbeitet worden zu sein. Der Reichtum wird dem Volk vorenthalten, stattdessen wird mit dem Geld ein Unterdrückungsapparat aufgebaut. Statistiken zeigen, dass der Grad an Demokratie in Ländern mit reichen Ölvorkommen niedriger ist als in ölfreien Staaten.
Öl sei "nichts anderes als ein hochkonzentriertes, zähflüssiges Machtinstrument", resümieren Seifert und Werner.
Letzte Reserve von Alexander Kluy, aus der FTD vom 30.11.2005